Gebiets-Recherche
Wir hatten uns für eine Expedition in die Ruth-Gorge vorbereitet: Für Topos und Routeninformationen war
vor allem die Homepage des American Alpine Journal nützlich, ebenso die Alpenvereinsbibliothek auf der
Praterinsel in München, wo eine vollständige Sammlung aller Ausgaben des AAJ vorliegt.
Anreise
Die Anreise nach Talkeetna, von wo aus man alle Ziele in der Alaska Range per Luft-Taxi erreicht, ist
problemlos. Nach der Landung in Anchorage tätigten wir alle wichtigen Einkäufe in Anchorage. Wir waren
für Lebensmittel und Basislagerausstattung in zwei Geschäften: Im riesigen Supermarkt Fred Meyer (1000 E
Northern Lights Blvd, Anchorage, AK 99508) und im nahen REI Bergsportgeschäft (1200 W Northern Lights
Blvd, Anchorage, AK 99503, United States). Praktisch war, dass man spezielle Biwaknahrung, Gas, etc. bei
REI (https://www.rei.com) vorbestellen kann – diese Dinge lagen dann abholbereit verpackt für uns im
Laden in Anchorage bereit. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich das noch mehr für
Alpinismus ausgelegte Bergsportfachgeschäft AMH (https://www.alaskamountaineering.com).
Nach einer Nacht in Anchorage ließen wir uns von Talkeetna Taxi (http://talkeetnataxi.com/) nach Talkeetna
fahren. Das Taxi sollte man ein paar Tage vorher bestellen, die Kosten belaufen sich auf 250 – 300 US-Dollar.
In Talkeetna unterhält Talkeetna Air Taxi ein sogenanntes “Bunkhouse”, in dem Kunden bis zu ihrem Abflug
und nach der Rückkehr kostenlos übernachten können. Viele Bergsteiger, die gerade aus den Bergen
kommen oder dort hin wollen, treffen sich hier. Das Bunkhouse ist deshalb eine gute Adresse für
Informationen über aktuelle Bedingungen in der Range. Eine kleine Küche ist vorhanden, man übernachtet
auf seiner eigenen Isomatte in einfachen Betten ohne Matratze oder Decke. Hier erfuhren wir von
Kletterern, die aus der Ruth Gorge zurückkamen, dass die Bedingungen dort nicht mehr gut waren. Das
warme Wetter der vorangegangenen Wochen hatte die meisten Eislinien bereits kaputt gemacht.
Das Bunkhouse von TAT in Talkeetna.
Den Flug mit Talkeetna Air Taxi mussten wir nicht vorher reservieren oder bezahlen. Nachdem wir unsere
Ausrüstung im Bunkouse zwischengelagert hatten gingen wir zum Flugplatz und meldeten uns einfach für
einen Flug an. Zu beachten ist, dass auch für diesen Flug eine Obergrenze an Freigepäck pro Person gilt.
Zusatzgewicht ist kein Problem, kostet aber extra. Nähere Informationen dazu sowie aktuelle Preise findet
man auf der Homepage von Talkeetna Air Taxi (http://talkeetnaair.com).
Gepäckverladung am Flughafen in Talkeetna.
In der Ranger Station in Talkeetna bezahlten wir eine kleine Nationalpark-Gebühr, holten unsere Clean
Mountain Can (jeder Expeditionsteilnehmer muss einen dieser Behälter für seine Fäkalien mitnehmen!)
und informierten uns über Ausweichziele. Eine relativ ausführliche Sammlung an Topos und
Routeninformationen liegt hier vor.
Wir entschieden uns nach einer ausgiebigen Recherche dazu, ins Kahiltna Base Camp auszuweichen. Dieses
liegt auf ca. 2.200 Meter und ist der Ausgangspunkt für die drei höchsten Berge der Alaska Range: Mount
Hunter, Mount Foraker und Denali. Es gibt aber auch viele niedrigere interessante Möglichkeiten.
Vor Ort
Das Wetter erwies sich von Anfang an als sehr wechselhaft. Die Temperaturen in den ersten Nächten lagen
weit unter -20°C, immer wieder schneite es, wenn auch nie mehr als 30cm auf ein Mal. Die Nächte Ende
April waren noch dunkel, ab Mitte Mai wurde es in den Nächten gar nicht mehr richtig dunkel.
Kahiltna Basecamp, Mount Hunter Nordwand (Moonflower Buttress) im Hintergrund.
Aufgrund des Wetters entschieden wir uns dafür, vorerst nur Tagesaktionen durchzuführen. Wir kletterten
einige interessante Routen rund um das Basislager: Mount Frances (West Ridge + eine neue Linie durch ein
schönes Couloir auf der Südseite), Mini Moonflower (North Couloir), Bacon and Eggs (östlich des Mini
Moonflowers), Peak 12.200 (mögliche neue Route an einem der Felspfeiler auf der Südseite) und
unternahmen einen langen Erkundungsgang in die East Fork des Kahiltna Gletschers. Immer wieder blieben
wir für ein bis drei Tage aufgrund des schlechten Wetters im Basislager, einen Versuch die Kahiltna Queen
zu besteigen brachen wir schon frühzeitig aufgrund Kälte und Neuschnee wieder ab. Da sich Julian schon
bei der ersten Tour zwei Zehen leicht angefroren hatte, flog er bereits nach 10 Tagen wieder nach Hause.
Die ab Anfang Mai im Basislager stationierte Basecamp Managerin organisiert die Heimflüge aller
Basecamp-Besucher. Da hier auch der Ausgangspunkt für den Denali ist, ist man hier nie alleine. Immer
wenn Flugwetter herrscht, lassen sich Gruppen ein- oder ausfliegen. Die Basecamp Managerin erhält täglich
einen Wetterbericht über Funk, sodass man immer einen aktuellen Wetterbericht hat. Als der
Wetterbericht zum ersten Mal eine längere Phase mit schönem Wetter ankündigte, brachen wir zu einer
Linie in der East Fork am P 13790 auf.
Wir planten einen gemütlichen Zustiegstag und ein Biwak am Einstieg. Am zweiten Tag wollten wir mit
leichtem Gepäck bis zum Gipfel kommen uns wieder zum Basislager zurückgehen. Leider verkalkulierten wir
uns mit den Schwierigkeiten auf der geplanten Linie und mussten oberhalb der Schwierigkeiten (7
Seillängen M6, AI 5) feststellen, dass wir zu spät dran waren um noch auf den Gipfel und wieder ins
Basislager zurück zu gelangen. Wir kehrten deshalb zum Basislager zurück und brachten unsere neue Linie
ein paar Tage später im zweiten Anlauf zu Ende.
Leider wurde das Wetter danach immer schlechter, sodass wir nach 5 Tagen im Basislager aufgrund der
schlechten Wetterprognose für die verbleibende Zeit entschieden, vorzeitig nach Hause zu reisen. Am 18.
Mai wurden wir nach Talkeetna ausgeflogen und landeten schon am 20. Mai abends wieder in München am
Flughafen.
Die gekletterten Linien
Mini-Moonflower Nordcouloir und Bacon and Eggs auf den Verbindungsgrat zwischen Mt. Hunter und Kahiltna Queen.
West Ridge auf den Mt. Frances
Mt. Frances Südseite
P 12200 Südseite
Westgrat des P 13790
Weitere Informationen
Fast alle Besteigungen der drei hohen Ziele (Hunter, Foraker, Denali) erfolgen vom Kahiltna Basecamp aus.
Für die großen Ziele im Kahiltna Basecamp macht es Sinn, zur Akklimatisation auf dem Normalweg auf den
Denali zu steigen (1-2 Wochen vom Basislager bis wieder ins Basislager). Für Denali und Mount Foraker
benötigt man eine extra Erlaubnis.
Da immer wieder mit längeren Schlechtwetter-Phasen gerechnet werden muss, ist es von Vorteil, eine
komfortable Basislager-Ausstattung zu haben (großes Zelt, Solar-Strom-Anlage, Laptop, eine Festplatte
voller guter Filme).
Ein Satellitentelefon ist die einzige Möglichkeit, vom Berg aus zuverlässig einen Notruf absenden zu können.
Kartenmaterial ist schwer zu bekommen. Die Verwendung der Smartphone-App “US Topo Maps”
(kostenpflichtig, 12 US-Dollar) war eine sehr gute Alternative.
Beste Zeit
Für die Ruth Gorge ist wohl April der beste Monat für Eis- und Mixedlinien, Juni und Juli für die
Felsklettereien dort. Der beste Zeitraum für die Mount Hunter Nordseite ist Anfang bis Mitte Mai. Die
Saison für den Mount Foraker (Sultana Ridge, Infinite Spur, etc.) beginnt im Mai.

Sicherheit
Besonders sei hier auf die große Spaltensturzgefahr hinzuweisen, die vor allem auch im Gratbereich
vorherrscht. Die großen Wächten bilden hier tückische Längs- Und Querspalten. Angeseilt gehen ist
angebracht!